Mein Herz soll ein Wasser sein, ein salziges Wasser.

Das aus den Augen rinnt, wenn es überläuft …

Von Roman Raschke

Ja, ich habe auch solch ein Herz, das manchmal überläuft und dann rinnt das salzige Wasser aus den Augen. Auch wenn es mit solch einem Herzen nicht immer leicht ist, so freue ich mich doch, ein solches Herz zu haben, das Kurt Demmler beschreibt. Stephan Trepte hat diesen Text mit Lift in Musik geformt - großartig und berührend.

Wenn ich meine Momente des Überlaufens reflektiere, dann sind diese oft mit Musik verbunden. Und kürzlich habe ich mir selbst die Frage gestellt, welchen Anteil daran die Texte dieser Musik haben? Und schon bin ich quasi thematisch im Ostrock. Ganz automatisch, oder? Denn ich weiß von vielen Fans des Ostrocks, dass für sie auch die Texte einen besonderen Stellenwert haben und quasi ein Qualitätskriterium sind.  

Natürlich ist all das, was ich hier schreibe, absolut subjektiv. Und keinesfalls möchte ich den Eindruck einer Art Fachlichkeit erwecken. Vielmehr sind es Gedanken, die mich bewegen und vielleicht einen Impuls für die eigene Reflektion geben. Und natürlich kann es dazu auch beherzte Widerrede geben.

Wenn ich darüber nachdenke, dann fällt mir nur ein englischsprachiger Titel ein, bei dem mir das salzige Wasser aus den Augen rinnt: „The Show Must Go On“ von QUEEN. Die Gründe dafür sind ganz persönlich und deshalb möchte ich sie hier nicht weiter ausführen.

Alle anderen Titel, die intensivste Emotionen bei mir hervorrufen, sind deutschsprachig. Warum ist das so? Weil es meine Muttersprache ist? Warum heißt es denn „Muttersprache“ und warum heißt es „Vaterland“? Für den letztgenannten Begriff hätte ich Erklärungsversuche. Doch auch diese sind ganz subjektiv und gehören ebenso nicht hierher. Für „Muttersprache“ ist es einfacher: Wohl jedes Kind hört schon während der Schwangerschaft seine Mutter reden. Und nach der Geburt (hoffentlich) auch und (hoffentlich) in guter emotionaler Weise. Ein Kind wird also sprachlich geprägt. Das war bei mir bestimmt auch so. Bewusst erinnern kann ich mich jedoch nicht.Mit meiner Muttersprache ist also alles verbunden, was mich als emotionalen Menschen ausmacht. Fröhlichsein, Traurigkeit, Wut, Liebe, …

Und so erreichen mich großartig formulierte Worte in Begleitung großartiger Musik in Herz und Seele. Ganz viele davon sind eben Ostrock-Titel. Und einige, wie zum Bespiel „Über ihr taute das Eis“ von SILLY „überstehe“ ich nur ganz selten ohne dass es aus meinen Augen rinnt. Werner Karma, für mich der größte Rocktexter, hat diesen Text geschrieben und Uwe Hassbecker und Tamara Danz haben ihn vertont.

Es gäbe so viele Titel und Texter aufzuzählen. Werner Karma, Kurt Demmler, Gisela Steineckert, Burkhard Lasch, Norbert Kaiser, Gerhard Gundermann, Tino Eisbrenner. Natürlich ist diese Aufzählung nicht vollständig und es wäre anmaßend, eine Vollständigkeit erreichen zu wollen.

Für mich war Helmut Richter mit seinem Text für „Über sieben Brücken musst du gehn“ auch ganz besonders und wird es immer bleiben. Denn ich durfte ihn kennenlernen und uns verband ein freundschaftliches Verhältnis. Auf meine Bitte hin erzählte er mir von der Entstehung dieses Liedes. Und danach konnte ich die Worte nicht nur verstehen, sondern auch begreifen. Denn sie erzählen eine Geschichte, die mit der Geschichte im Kleinen und Großen verknüpft ist. Auch mit der Lebensgeschichte von Helmut Richter. Und deshalb erreicht mich „Über sieben Brücken musst du gehn“ emotional auch immer wieder, wenn auch im KARAT-Original mehr als in der Version von Peter Maffay. Doch das ist vielleicht mal ein Thema für einen weiteren BLOG-Artikel von mir.